Wie magisch das erste Date sein kann, wissen wir alle (hoffentlich). Männer und Frauen auf Partnersuche sind durchaus in der Lage, ein Treffen so zu gestalten, dass jeder mit einem wohligen Gefühl im Herzen nach Hause geht. Das Ambiente passt, die Gesprächsthemen sind interessant, es liegt etwas Magisches in der Luft. Das perfekte Date. Dann gibt es die Art von Dates, bei denen zwar ein Treffen zweier Personen stattfinden, sich allerdings menschlich so rein gar nichts trifft. Das überflüssige erste Date – ohne Wiedersehen. Zwischen dem perfekten und dem unmöglichen ersten Date, gibt es dann allerdings noch die, die eigentlich ganz in Ordnung sind, jedoch von unvorhergesehenen Pleiten begleitet werden. Auch ich habe das ein oder andere dieser ominösen Dates erlebt und plaudere für euch ein bisschen aus dem Nähkästchen.
Hosenstall-Heiner
Heiner und ich treffen uns beim Chinesen. Meiner Meinung nach geht man beim ersten Date lieber zum Italiener (beim Chinesen gibt es keine Kerzen), aber gut. Da ich meisterlich mit Stäbchen essen kann, habe ich nichts zu befürchten. Heiner ist ein Gentleman, hält mir die Tür auf, nimmt mir die Jacke ab, rückt meinen Stuhl zurecht. Dufter Kerl, denke ich beeindruckt, als Heiner mich sanft in eine angenehme Sitzposition schiebt. Als Heiner um den Tisch herum geht, um sich hinzusetzen, sehe ich es. Es ist weiß. Es ist bestückt mit kleinen gelben Smileys. Genau auf Augenhöhe strahlt mir ein kleiner weißer Stofffetzen aus Heiners weit geöffnetem Hosenstall entgegen. Ich versuche angestrengt meinen Blick abzuwenden, aber das Autounfall-Prinzip lässt mich gebannt auf die lachenden Smileys starren. Nicht nur, dass er seinen Hosenschlitz nicht im Griff hat, nein, er trägt auch noch Smiley-Boxershorts. Das ist eine Information, die ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht brauche. Männer brauchen Frauen zum Unterwäsche einkaufen. Meine Rede. Ich vergesse den Hosenstall, während wir uns bei Hühnchen süß sauer und Sake besser kennenlernen. Heiner ist tatsächlich ein ziemlich interessanter Typ. Dann verabschiedet Heiner sich höflich, um sein Näschen zu pudern. Als er zurückkehrt, kann ich einen offen stehenden Mund nicht verhindern. Da sind sie schon wieder, die Smileys, das ist doch nicht zu fassen! Hat ihm denn keiner beigebracht, dass Reißverschlüsse an Hosen dazu gemacht sind, den Stoff und das Geschlecht dahinter zu verbergen? Habe ich einen Trend verpasst? Macht man das jetzt so? Selbstbewusst baut Heiner sich vor mir auf. „Wollen wir los?“ fragt er mich mit schelmischem Grinsen. Ja wollen wir. Wir wollen los. Vor allem ich.
Alexander und das herrenlose Präservativ
Eine Cocktailbar im Kellergewölbe eines uralten Hauses. Ich bin beeindruckt von Alexanders Locationwahl, denn mit professionell gemixten Cocktails in originellem Ambiente hat ein Mann mich schnell für sich gewonnen. Beim Durchforsten der üppigen Cocktail-Karte kommen wir schnell ins Gespräch. Alexander ist der von der kreativen Sorte, was mich gleichermaßen einschüchtert und fasziniert. Alexander philosophiert über Musik und Bücher, ich sitze da und lausche gespannt. Ich bin selten eingeschüchtert, aber auf einmal komme ich mir so klein vor. Trotzdem hänge ich fasziniert an seinen Lippen und hoffe, ab und an auch etwas Intellektuelles sagen zu können. Drei sündhaft teure Cocktails und eine Holzofenpizza später tippt mir eine Frau auf die Schulter. „Entschuldigen Sie, ist das vielleicht ihrs?“ fragt sie und zeigt auf den Boden neben meinem Barhocker. Und da liegt es, wundervoll silbern verpackt. Ein Kondom. Ich weiß nicht, warum ich peinlich berührt bin, Kondome scheinen aus Menschen immer peinlich berührte Teenager zu machen. Ich lache und winke ab. Ein cooler Spruch à la „Meins ist es nicht, aber da hatte heute wohl noch jemand was vor!“ schafft es noch über meine Lippen. Wenig später brechen Alexander und ich auf. Wir sind beschwipst und haben durchaus ein bisschen geflirtet. Dann nimmt Alexander seine Jacke vom Stuhl, und es fällt mir wie Schuppen von den Augen. Aus seiner Jackentasche hängt das Ende eines Kondom-Dreierpacks. Und JA: Es sind die gleichen wie das, das so demonstrativ auf dem Boden liegt. Nun kenne ich also Alexanders Absichten. Natürlich ist es ehrbar, für alle Fälle ausreichend Verhütungsmittel bei sich zu tragen, dennoch verfliegt der Zauber sofort. Frauen sollten Männern Tipps geben, wie diese Utensilien sicher verstaut werden können, also ehrlich. In der offenen Jackentasche, was für ein Anfängerfehler… Alexanders und mein Kennenlernen endet an diesem Abend vor den Türen der Cocktailbar.
Thorsten der tolle Tollpatsch
Thorsten habe ich auf einer Online-Dating Seite kennengelernt. Er nennt es liebevoll die „Partnersuche für Fortgeschrittene“ was ihn vom ersten Moment an unglaublich sympathisch macht. Wir schreiben uns viel und verstehen uns hervorragend. Als wir schließlich ein Treffen vereinbaren, bin ich wahnsinnig aufgeregt. Ich atme auf, als ich ihn aus der Ferne auf mich zukommen sehe. Ein ziemlich gutes Paket, dieser Mann, denke ich mir noch als ich hinter ihm Richtung Restaurant-Eingang stöckele. Stöckele und auf einmal mit meinem Absatz im Fußabstreifer hängenbleibe, stolpere, nach vorne falle, mich an seiner Jacke festkralle, um nicht der Länge nach in den Schneematsch zu fallen. Peinlich berührt richte ich mich auf. „Ich weiß, ich bin umwerfend“ sagt Thorsten und grinst frech. Noch beschäftigt mit meinem inneren Groll gegen blöde Schuhabstreifer, gehe ich hinter ihm durch die Tür. Auf einmal spüre ich einen dumpfen Aufprall, und nur Sekunden später beginnt meine Stirn zu schmerzen. Autsch! Als ich realisiere, dass mir gerade mit voller Wucht eine Tür gegen den Kopf geschlagen ist, eilt Thorsten bereits Entschuldigungsformeln haspelnd herbei. Wenn ein Date ungünstig beginnt, dann dieses hier. Wenig später lachen wir bei einer Flasche Rotwein darüber. Als sich dann allerdings der Inhalt beider unserer Gläser nach einer etwas zu ausholenden Geste seinerseits kalt und nass über mein Kleid ergießt, höre ich für einen Moment auf zu lachen. Ein erstes Date, das mehr einer Achterbahnfahrt glich, hatte ich wohl noch nie. Das Rotweinglas war nicht der letzte Streich. Auch beim Verlassen des Lokals landet die Tür unsanft an meiner Schulter, bei einer verabschiedenden Umarmung verhakt sich mein Ohrring in seinem Schal. Würde aus Thorsten und mir ein Paar werden, müssten wir wohl als erstes eine gute Versicherung abschließen. Trotzdem finde ich ihn irgendwie süß. Zu Hause angekommen, sehe ich seine Nachricht: “Carrie, was soll ich sagen? Das ging irgendwie mächtig schief. Wollen wir es nochmal versuchen? Vielleicht bei einem Spaziergang? Über ein Feld? Ich denke da kann relativ wenig passieren 🙂 Würde mich freuen.“
Das erste Date. So magisch es sein kann, so schief kann es leider auch gehen. Die Partnersuche ist schließlich kein Zuckerschlecken. Hier helfen keine Tipps und Tricks, es passiert eben was passiert. Ob Pleiten, Pech und Pannen beim ersten Date ein weiteres Treffen unmöglich machen, muss jeder selbst entscheiden. Herr Hosenstall und Herr Präservativ werde ich wohl nicht dringend wiedersehen müssen. Komischerweise bin ich jedoch bereit, eine Beule an der Stirn und ein mit Rotwein beflecktes Kleid zu verzeihen, und ein weiteres Date zu wagen…
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